Justiz und Expertinnen segnen das Verhalten fahrlässig "Im Namen des Kindeswohls" ab.
Der Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV) begrüßt es, dass die die Problematik der Entfremdung von Kindern nach Trennung und Scheidung der Eltern einer breiten Öffentlichkeit gezeigt wird. Vom "Parential Alienation Syndrom (PAS)" - so der Fachbegriff sind jedes Jahr bis zu 50 000 Kinder betroffen. Der Vorsitzende des Verbandes, Rechtsanwalt Klaus Zimmer stellt fest: "Von PAS sind insbesondere Väter betroffen. Leider geben sich immer noch Gutachter und Anwälte direkt oder indirekt dazu her Elternteile bei PAS zu unterstützen. Umgangsverweigerung nach Trennung der Eltern schadet dem Kind, dagegen muss noch viel nachhaltiger vorgegangen werden."
Die Handlung des Films ist quasi eine Blaupause dafür, wie PAS strukturell meist abläuft: Die Exfrau hat die Trennung in Wahrheit nicht verwunden. Erst durch kleine Schikanen, Lügen, dann von anwaltlicher Seite zu drastischeren Schritten ermuntert, zerstört sie die liebevolle Beziehung des Vaters zu seiner Tochter so weit, bis die Tochter sich weigert zu ihrem Vater zu gehen. Das Gericht sieht das Kindeswohl am Ende auf Seiten der Mutter. Was der Vater auch tut, er ist hilflos. Ungläubig und schließlich verzweifelt muss der Vater zusehen, wie das Kind manipuliert wird und ihm schließlich entgleitet. Getreu der Devise von Bert Brecht - "Es muss einen guten Schluss geben, es muss" - taucht dann plötzlich am Ende völlig überraschend ein "weiser Richter" auf. Er rollt den Fall quasi nochmals neu auf, indem er beide Eltern zu lösungsorientiertem Handeln im Interesse des Kindes auffordert. Ob dies dann erfolgreich ist, lässt der Film zurecht offen, zumindest besteht ein Hoffnungsschimmer.
Simone Höller, die Produzentin des Films, ist sich bewusst, "dass der salomonische Richterspruch, mit dem unser Film endet, nicht die Realität in Deutschland wiedergibt. Noch immer wird in Gewinner und Verlierer unterteilt, in gute und böse Elternteile. Dem Bedürfnis der Kinder nach beiden Eltern in einem konfliktfreien Umfeld, das von gegenseitiger elterlicher Loyalität geprägt wird, wird von unserem heutigen Rechtssystem nicht Rechnung getragen. Stattdessen wird immer noch viel zu regelmäßig der entfremdende Elternteil geschützt und der entfremdete Elternteil in seinem Kampf um die Wahrheit beschnitten. Um diese Realität trotzdem abzubilden und um zu zeigen, welchen Schaden Eltern-Kind-Entfremdung anrichtet, haben wir uns für ein offenes Ende entschieden: Anni - die Tochter - hat zwar wieder Umgang mit ihrem Vater, doch in ihrer Kinderseele ist etwas unwiederbringlich zerbrochen: Das kindliche Urvertrauen." -
Was bedeutet das für Kinder, was macht das aus ihnen, was macht das mit den Eltern? Welche langfristigen Folgen hat dies für alle Betroffenen? "Hier besteht ein weites Feld für die Forschung. Welche psychischen Probleme entstehen so und zeigen sich erst langfristig bei Kindern? Bisher gibt es dazu nur vage Vermutungen. Von Betroffenen wissen wir definitiv, dass PAS sie krank gemacht und wirtschaftlich aus der Bahn geworfen hat. Wenn schon der menschliche Aspekt von Politik, Justiz und Expertinnen/en verdrängt wird, so sollte zumindest der ökonomische Aspekt berücksichtigt werden: Der Steuerzahler, das Sozialsystem muss ausbügeln, was das Rechtssystem fahrlässig schleifen ließ", kritisiert ISUV-Pressesprecher Josef Linsler.
Es bleibt zu hoffen, dass der Film dazu beitragen wird, das Phänomen PAS einer breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen. Wenn sich einige Eltern, Richter, Jugendamtsmitarbeiter, Anwälte, Verfahrensbeistände im Film widererkennen, Politiker sich angesprochen fühlen - und Konsequenzen für ihr Handeln ziehen, dann hat der Film viel erreicht.