Steher
Bis ins Hochmittelalter waren in christlichen Kirchenräumen des (sich später in Protestantismus und Katholizismus spaltenden) westlichen sowie des östlichen, orthodoxen Ritus, keine Sitzgelegenheiten (ob Stuhl oder Bank) für Besucher vorgesehen. Die Teilnehmer an einem Gottesdienst standen, knieten oder gingen sogar hin und her. Sehr wohl dagegen gab es Sitze für den Klerus, eventuell für Meßdiener, in katholischen Kirchen wurden diese Sedilien gennant. Für hochgestellte Persönlichkeiten, also für nach ihrem Rang, ihrer Funktion her besondere Teilnehmer an Meßfeiern wurden ebenfalls Kirchenstühle bereitgestellt. Besonders hervorgehoben seien an dieser Stelle Patronatskirchen, die sich aus dem sogenannten mittelalterlichen Eigenkirchenwesen entwickelt hatten. Die längste Zeit über waren ja adelige Grundherren oder Städte als Eigentümer von Kirchen aufgetreten. Patrone kamen finanziell für Bau und Unterhalt der Kirche (of auch des Pfarrhauses) auf, und hatten bei der Bestellung des Pfarrers ein Vorschlags- und/oder ein Widerspruchsrecht.
und
In den ersten Zeiten einer weiteren Verbreitung von Kirchengestühl für Meßbesucher war dieses sogar exklusives Eigentum wohlhabender Familien, später wurde es dann an Besucher vermietet. Die Zeiten, als der Kirchenstuhl nur besonderen Personen vorbehalten war, gehören an den meisten Orten aber endgültig der Vergangenheit an. Sogar schon auch bei immer mehr orthodoxen Gemeinden (hauptsächlich in der westlichen Diaspora) wird Platz genommen. Die Gesellschaft demokratisiert sich, Einzelpersonen sitzen ("thronen") nicht mehr abgesondert von der "grauen" Masse, in zunehmendem Maße beanspruchen auch der kirchlichen Hierarchie angehörende Personen nicht mehr besondere Sitzmöbel, gleichen ihre Sitzgewohnheiten denen der übrigen Gemeindemitglieder an.
Sitzer
Und auch Bequemlichkeit und Funktionalität des Mobiliars wird immer wichtiger. Durch den allgemein gestiegenen Wohlstand kommen in immer mehr Gotteshäusern praktische und/oder mehr oder weniger gemütliche Stühle zur Anwendung. Immer seltener wird "hart" gesessen, immer häufiger wird auf geringes Gewicht und Stapelbarkeit Wert gelegt. Immer häufiger wird ja schließlich und endlich Bewegung und Flexibilität eingeführt, wird umgeräumt und neu gruppiert. Je nach Platzverhältnissen und jeweiligen organisatorischen Erfordernissen.