Wenn alles gut geht (mit der Zeit), bildet Reisen eine Art siebten Sinn aus, der einem dabei behilflich ist.
Wer benützt, ist geschützt
Vor Urzeiten war's angeblich so, daß Händler und anderes fahrendes Volk nur gewisse Straßen bzw. Strecken benutzen durften, andere hingegen nicht. Für die unzulässigen, "illegalen" mußte man zwar keinerlei Benutzungsgebühren bezahlen, war "dafür" aber auch den Belästigungen diverser Diebes- und Räuberbanden ausgesetzt. Da machte es sich doch trotz allem bezahlt, gemeinsam zu reisen. Auch die damals geltenden Vorschriften waren mitunter undurchsichtig bzw. vielschichtig, manchmal war dies durchaus beabsichtigt, die Grenzen zwischen zivilisiertem Einheben von im Vorhinein allen Interessierten bekannten Gebühren und unzivilisiertem Einheben von spontan entstandenen und die Reisenden überraschenden Gebühren waren nicht immer klar, man könnte sogar überspitzt formulieren: niemand wußte so genau, wo das edle beschützende Rittertum endete und das unedlere Raubrittertum begann.
Wer zahlt, ist beschützt
In Australien und Argentinien kann man auf einzelne mautpflichtige Straßen stoßen. In Brasilien, dem flächenmäßig größten und bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas, sind vor allem die Bundesstaaten Paraná, São Paulo, Rio de Janiero, Rio Grande do Sul und Santa Catarina dafür bekannt, zahlreiche Bundesstraßen mautpflichtig zu betreiben. E-Toll Polen ist gar nicht so eine exotische Lösung. In Chile wird auf allen Schnellstraßen und Autobahnen, in Indien auf den meisten Expressways und auf National Highways, die mehrspurig ausgebaut sind, in Israel auf der Autobahn Nr. 6, in Japan auf vielen Autobahnen, aber auch für diverse Brücken, Tunnels und Panoramastraßen, in Kanada bisher erst auf dem Highway 407ETR, in Peru auf der Panamericana, in Singapur im Stadtzentrum, in Thailand auf Expressways und Motorways, in Vietnam auf Expressways gemautet.
Wer zahlt, reist unbeschwert
Oft stellt sich die Reisewirklichkeit folgendermaßen dar, daß mehr oder weniger parallel mehr als eine Verkehrsverbindung vorhanden ist. Die eine ist kurviger, schmäler, in schlechterem technischen Zustand, mit Lastwagen übervölkert und mit Geschwindigkeitsbegrenzungen an Ortsdurchfahrten gespickt. Die andere ist für Eilige geeignet und mautpflichtig.