Montag, 19 Mai 2025 14:37

Zehn Minuten ohne Kontrolle im Cockpit eines Lufthansa-Airbus

Notlandung in Madrid Notlandung in Madrid pixabay/Foto illustrativ

Ein Vorfall an Bord eines Flugzeugs auf dem Weg von Frankfurt nach Sevilla sorgt für Diskussionen über Sicherheitsstandards. Ein aktueller Untersuchungsbericht enthüllt beunruhigende Details: Ein Airbus A321 wurde zehn Minuten lang ausschließlich vom Autopiloten gesteuert, während sich kein handlungsfähiger Pilot im Cockpit befand. Der Vorfall ereignete sich am 17. Februar 2024 und führte zu einer außerplanmäßigen Landung in Madrid. An Bord befanden sich 199 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder.

Inhaltsverzeichnis:

Co-Pilot wird bewusstlos, Kapitän ist auf der Toilette

Die Situation eskalierte, als der Co-Pilot das Bewusstsein verlor, während der Kapitän das Cockpit verlassen hatte. Der Kapitän kehrte vom Toilettengang zurück, konnte jedoch die Tür nicht sofort öffnen. Der normale Öffnungscode blieb ohne Reaktion. Im Cockpit befand sich der Co-Pilot, der sich zuvor unwohl gefühlt hatte. Er war jedoch nicht mehr ansprechbar.

Der Autopilot hielt das Flugzeug auf Kurs.

Der Stimmenrekorder dokumentierte ungewöhnliche Geräusche.

Die Kabinencrew versuchte mehrfach, Kontakt aufzunehmen.

Nach fünf fehlgeschlagenen Versuchen, die Cockpittür zu öffnen, griff der Kapitän zum Notfallcode. Dieser löste einen lauteren Summton aus und öffnete die Tür automatisch nach kurzer Zeit. Kurz davor gelang es dem Co-Piloten trotz seines kritischen Zustands, die Tür manuell zu entriegeln.

Airbus landet in Madrid – Arzt leistet Erste Hilfe

Die Entscheidung zur Zwischenlandung fiel unmittelbar nach der Rückkehr des Kapitäns ins Cockpit. Der Zustand des Co-Piloten – blass, stark schwitzend, mit unkontrollierten Bewegungen – ließ keinen Spielraum für Risiko. Das Flugzeug wurde nach Madrid umgeleitet und landete dort sicher. Ein mitreisender Arzt leistete sofort medizinische Hilfe. Der betroffene Pilot wurde umgehend in ein Krankenhaus gebracht.

Die Passagiere mussten rund fünf Stunden auf die Fortsetzung ihres Fluges nach Sevilla warten. Lufthansa bestätigte die Kenntnis des Untersuchungsberichts, äußerte sich jedoch nicht zu Details der eigenen internen Analyse. Die Fluggesellschaft bat um Verständnis für diese Zurückhaltung.

Sicherheitsdebatte um die Besetzung im Cockpit

Der Bericht wirft erneut die Frage auf, ob eine ständige doppelte Besetzung des Cockpits verpflichtend sein sollte. Zwar zeigten frühere medizinische Untersuchungen beim 38-jährigen Co-Piloten keinerlei Auffälligkeiten, dennoch deutet der Vorfall auf potenzielle Schwachstellen hin. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit wurde aufgefordert, Fluggesellschaften zur Überprüfung bestehender Vorschriften zu bewegen. Zentrale Empfehlungen des Berichts lauten:

  • Eine zweite befugte Person soll das Cockpit nicht unbeaufsichtigt lassen.
  • Notfallprotokolle müssen regelmäßig trainiert werden.
  • Sicherheitsrichtlinien gehören auf den Prüfstand.

Trotz der Ernsthaftigkeit des Vorfalls verlief der Flug glimpflich, was vor allem dem reibungslosen Eingreifen des Kapitäns und der Autopilot-Funktion zu verdanken ist. Die Diskussion um Flugzeugsicherheit dürfte damit erneut Fahrt aufnehmen.

Quelle: Frankfurter Neue Presse, www.patizonet.com/de/